Allgemeines zur Gemeindeentwicklung:
Mit der Entstehung des neuen bayerischen Staatsgebietes zwischen 1799 und 1815 wurden die Gemeinden neu gebildet: Aus über 40.000 wurden rund 7300. Heute bestehen noch ca. 2000 Gemeinden. Unterdietfurt gehörte zum Rentenamt Landshut/Landgericht Eggenfelden
Die Geschicke der Gemeinde lenkten ab dem ersten Weltkrieg folgende Bürgermeister:
Pillris 1881 (war schon 1876 Bürgermeister)
Geier, Hebersberg 1881 – 1894
Stummer 1894 – 1903
Girnghuber 1904 – 1912
Josef Anzengruber 1912 – 1933
Johann Schneider 1933 – 1945
Ludwig Klebl 1945 – 1972 (von 1945 – 1948 kommissarisch, ab 1948 gewählt)
Johann Großmann 1972 – 1978
Josef Münch 1978 – 2002
Richard Schneider 2002 – 2020
Bernhard Blümelhuber seit 2020
Im Zuge der Gebietsreform kam Huldsessen 1972 zur Gemeinde Unterdietfurt. Mit dem zweiten Teil der Gebietsreform im Jahre 1978 wurde Huldsessen wieder abgetrennt und kam teilweise zu Eggenfelden und Falkenberg. Die Restgemeinde Unterdietfurt ging eine Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Massing und Geratskirchen ein. Doch schon 5 Jahre später, im Jahre 1983, wurde die Abtrennung Huldsessens durch den bayerischen Verwaltungsgerichtshof wieder aufgehoben und Huldsessen kam erneut zu Unterdietfurt. Schließlich wurde 1986 die Gemeinde Unterdietfurt wieder selbständig und trat aus der Verwaltungsgemeinschaft mit Massing und Geratskirchen aus.
Die Gemeinde umfasst heute 2749 ha, davon sind 2002 ha landwirtschaftliche Fläche und 558 ha Wald. Sie beheimatet 2189 Einwohner in 789 Haushalten. Dabei besteht sie aus den Gemeindeteilen Attenham, Bergham , Ed, Habach, Handloh, Handwerk, Hebersberg, Hintersarling, Holzleiten, Kag, Kaiwimm, Kochreit, Kreuzöd, Mainbach, Moser am Berg, Neuaich, Neukirchen, Nöhag, Obermaisbach, Prüll, Sprinzenberg, Thal, Überackersdorf, Waisenberg, Winichen, Huldsessen, Vordersarling, Unterdietfurt und Engl. (Stand 1987)
Im Jahre 1999 betrug die landwirtschaftliche Fläche 1854 ha, davon waren 1393 ha Ackerland, worauf 327 ha mit Weizen, 206 ha Gerste, 70 ha Hafer und 446 ha Mais angebaut wurden. Im selben Jahr belief sich der Rinderbestand auf 4099 Stück, darunter 914 Milchkühe, 3939 Schweine und 109 Schafe.
Nachdem die Dorferneuerung 1999 in Huldsessen erfolgreich abgeschlossen wurde, ist diese für Unterdietfurt beantragt, jedoch ist noch keine feste Genehmigung vorhanden.
Gemeindewappen:
Die Farben weiß und blau im Gemeindewappen deuten auf das Kastenamt Eggenfelden hin, das zum Zeitpunkt der Gebietsreform 1972 den größten Grundbesitz in der heutigen Gemeinde hatte. Der schräge Balken hinter einem Wellenzug erinnert an die vorhandene Furt über die Rott und schließlich stehen die beiden goldenen Sterne als Mariensymbol für die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung.
Rathaus/Gemeindekanzlei
Die Gemeindekanzlei steht schon seit mehr als 100 Jahren an dem heutigen Platz. Anfangs war sie im heutigen Trauungszimmer untergebracht und musste sich das Gebäude mit einigen Schulräumen teilen. Später kam auch noch das alte Feuerwehrfahrzeug hinein. Heute gehört das gesamte Gebäude der Gemeindeverwaltung.
Rathaus
Aktuelle Statistiken:
Am 31.12.2000 betrug der Bevölkerungsstand in Unterdietfurt 2074 Einwohner, darunter 1046 männliche.
Die Altersverteilung am 31.12.1999 stellte sich wie folgt dar:
Alter in Jahren |
unter 6 |
6 bis 15 |
15 bis 18 |
18 bis 25 |
25 bis 30 |
30 bis 50 |
50 bis 65 |
über 65 |
Einwohner |
167 |
230 |
89 |
158 |
119 |
656 |
352 |
322 |
Ein Beispiel aus der Bevölkerungsentwicklung:
Im Jahre 1999 wurden 30 Kinder in Unterdietfurt geboren, leider sind auch in diesem Jahr 15 Gemeindebürger verstorben. Durch Zuzug erhöhte sich die Bevölkerung um 107 Personen und durch Abwanderungen verringerte sie sich um 77 Personen, somit wuchs die Gemeinde um 45 Personen.
Feuerwehr
Die beiden Wehren der Gemeinde (Huldsessen und Unterdietfurt) verfügen über moderne Gerätehäuser. Die Einweihung in Unterdietfurt fand 1986 statt und die des neuen Hauses in Huldsessen 1997.
Schule
Die Informationen über die Schule in Unterdietfurt reichen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts zurück. Michael Dachs, Sohn von Jakob, Mesner in Panzing (Pfarrei Gangkofen), wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts Schullehrer und Mesner in Unterdietfurt. Er war mit Salome Dachs, geborene Wimmer verheiratet. Deren Sohn Johannes, geb. 01.09.1726 folgte seinem Vater in den Schul- und Mesnerdienst nach. Er war mit Elisabeth Sprinzenbergerin verheiratet. Aus dieser Ehe gingen Johann Georg Dachs, geb. 29.09.1766, gest. 30.11.1820, hervor. Im Jahre 1793 schrieb der damalige Pfarrer Röckl an den bayerischen Kurfürsten, dass Johann Georg Dachs den Schuldienst seines Vaters fortführen dürfe. Darin heisst es: „Ich bekenne, daß der ehrbare junge Johann Georg Dachs zu Lebezeiten seines Vaters die Stelle eines Adjutanten vertreten, alle Satisfaktionen geleistet, sowohl in Kirchenverrichtungen als Schulhalten emsig, geduldig und fleißig, an Sitten und Lebenswandel züchtig, nüchtern, willig, ehrbar und gehorsam, so daß bisher nicht die mindeste Klag vorgekommen, im Gegenteil von der ganzen Pfarrei belobt wird und auch in künftige so zu Verhalten Versprechen. Darum den gar kein Bedenken trage ... Georg Dachs ... das Gutachten .. bereitwillig zu erteilen...“ Am 12. Oktober 1793 mußte sich Johann Georg Dachs in München einer Prüfung unterziehen. Dazu musste er folgende Fragen schriftlich beantworten:
„Wie soll man
- Eine Schule planmäßig einrichten?
- Was heißt „der Zusammenunterricht?“
- Was sollen Kinder in Schulen lernen?
- Wie und aus welchen Büchern sollen Kinder diese Gegenstände, vorzüglich aber das Christentum lernen?
- Ist es schon hinreichend, daß Kinder das Christentum auswendig lernen?
- Wie geht man hierin praktisch zu Werke?“
Nachdem er noch im Lesen, Schreiben, Rechtschreiben und Rechnen erfolgreich geprüft wurde, erhielt er am 19. Oktober 1793 den Schul- und Mesnerdienst in Unterdietfurt zuerkannt.
Bereits um 1803 gingen 120 Kinder in Unterdietfurt zur Schule. Pfarrer Reindl beklagt den Umstand eines fehlenden Schulhauses, denn die Kinder wurden in der Wohnstube des Mesners unterrichtet.
Pfarrer Reindl entwarf selbst den Plan für das neue Schulhaus, leistete Spanndienste und trug die Kosten in Höhe von 1500 Gulden, so dass er den besonderen Dank des Königs in einem Brief vom 01.05.1812 des Grafen Montegelas erhielt.
Schulhaus um 1917
Bereits 1813 waren 108 Werktagsschüler und 98 Feiertagsschüler an der Schule. Den Lehrer Johann Georg Dachs unterstützten von 1815-1817 der Schulgehilfe Johann Pimpfinger aus Burgkirchen und von 1817–1820 Wolfgang Schaffen von Aldersbach. Der Sohn des Johann Georg Dachs, Johann Nepomuk Dachs lehnte anfänglich die Schulgehilfenstelle mit der Begründung ab, dass er in seinem Geburtsort nicht die nötige Achtung erhielte. Jedoch kam er nach dem Tode seines Vaters am 30. November 1820 als Lehrer nach Unterdietfurt. Nach Johann Nepomuk Dachs unterrichtete Sebastian Bauer (1841-1871). Um 1866 wurde das alte Schulhaus abgebrochen und ein neues errichtet. Lukas Lettl (1871-1890), Lorenz Regner (1890-1894, Julius Deisenrieder (1894-1911) leisteten Schuldienst in Unterdietfurt. In diese Zeit fällt der Schulhausneubau, d.h. das alte Mesnerhaus wurde abgebrochen und an der selben Stelle ein neues Schulhaus erbaut.
Knabenklasse von 1898 Mädchenklasse von 1898
Im Jahre 1908 verrichteten bereits 1 Lehrer, 1 Lehrerin und 1 Hilfslehrer ihren Dienst in Unterdietfurt. Während des ersten Weltkrieges wurde im Schulhaus eine Sammelstelle des Roten Kreuzes errichtet. Während des Krieges traten viele Schulversäumnisse auf, da die Kinder zur Feldarbeit dringend benötigt wurden. Nach dem Krieg unterrichtete Lehrer Maurer (1911–1927) weiter an der Schule. Erwähnenswert ist der Erlass vom 01.01 .1919, worin die geistliche Schulaufsicht aufgehoben wurde. Bald darauf wurde der Mesner- und Schuldienst getrennt und den Lehrern wurde die Übernahme des Organistendienstes in der Kirche freigestellt. 1927 folgte dem Lehrer Maurer Rupert Keglmeier von Reicheneibach. Nach dem zweiten Weltkrieg war Wolfgang Falk Schulleiter bis 1965. In diese Zeit fällt auch der Neubau des Schulhauses mit Turnhalle an der jetzigen Stell. Die Einweihung erfolgte am 27.06.1964 durch Generalvikar Dr. Dachsberger und Pfarrer Audinger. Anton Scherübl leitete im Anschluss die Geschicke der Schule bis 1974. Hierauf folgte Kurt Gahler. Er übte diese Funktion bis 1989 aus. Die Schulhauserweiterung (z.B. Anbau von zwei Klassenzimmern) wurde unter der Schulleitung von Gerhard Blöchl durchgeführt. Seit 1995 steht Theodor Thaller der Schule als Rektor vor.
Im Jahre 1991 wurde die Schule Unterdietfurt vom Schulverband erworben und um zwei Klassenzimmer erweitert und mit einem Kostenaufwand von über 4 Mio. DM generalsaniert. Am 01.10.99 wurden 153 Schülerinnen und Schüler von 8 Lehrkräften in Unterdietfurt unterrichtet. Zukünftig steht ein Turnhallenneubau an.
Neues Schulhaus im Jahr 2002
Bahn
Die Bahnlinie Neumarkt an der Rott – Pocking hatte auch eine Haltestelle in Unterdietfurt, genauer gesagt in Vordersarling. Die Eröffnung fand am 01.09.1879 durch zwei Betreibergesellschaften statt. Die Erstellung der Strecke im Rottal ergab sich dadurch, dass die ursprünglichen Pläne für den Bau einer Bahnlinie von München – Schärding über Erding, Neumarkt, Eggenfelden und Pfarrkirchen durch die Herstellung des Grenzüberganges Simbach am Inn nicht weiter verfolgt wurde. Von 1920-1949 wurde die Strecke von der Deutschen Reichsbahn betrieben und ab 1949 von der Deutschen Bahn übernommen. Die Rottalbahn hatte bis ca. 1986 eine Personenhaltestelle in Unterdietfurt.
Bahnhof 1898 Bahnhof 1935 Geschlossener Bahnhof 2002
Post
Leider existieren wenig Dokumente über die Post in Unterdietfurt. Jedoch ist einer statistischen Beschreibung des Bistums Passau von 1867 aufgeführt, dass sich die Post in Eggenfelden befand. Dies deutet darauf hin, dass zu dieser Zeit in Unterdietfurt noch keine Post existierte. In derselben Quelle aus 1913 ist jedoch eine Post, Telegraphie und Telefonstation und Bahnstation Dietfurt a. d. Rott erwähnt.
In den Fünfziger Jahren musste vor dem Ortsnamen Unterdietfurt die Kennzeichnung 13B angebracht sein. Denn laut „einer Information der Pressestelle der Deutschen Bundespost sind die allerersten Postleitzahlen im Jahr 1943 in Deutschland eingeführt worden. Dieses waren die Ordnungszahlen der damaligen 20 Oberpostdirektionen des noch existierenden Deutschen Reiches. Die Einführung der "Regionalzahlen" sollte auch einen schnelleren Transport der Feldpost im Kriege bewirken.“
Vordergrund Haus von
Fam. Reitberger 1967
Die Poststelle I in Vordersarling war nach dem Krieg in einem Bahnhofsnebengebäude untergebracht. Im 1. Obergeschoss wohnte der Streckengeher Gruber, der täglich die Bahnstrecke bis Neumarkt St. Veit zu kontrollieren hatte. Mit dem Neubau des Hauses von Frau Bichler zog das Postamt in dieses Gebäude (heutiger Eigentümer Reiner Westenthanner). Mitte der Siebziger Jahre wurde der Weiß-Wirt in Vordersarling abgerissen und schon vorher daneben ein Neubau von Alfons Weiß errichtet. Hierin fand die Post im Jahre 1971/72 dann unter der Leitung von Hr. Franz Müller (Betriebsleiter von 1966 bis 1978) eine neue Bleibe. Unter seiner Leitung wurde die Poststelle in ein Zweigpostamt erhoben.
Peter Mugrauer übernahm die Post in Unterdietfurt ab 1978 und vollzog den Umzug am 01.04.1988 in das Gebäude von Hr. Pable und wieder die Umwandlung in eine Poststelle I. Dort blieb die Poststelle I bis zur Auflösung am 30.11.94. Als Ersatz für die Vertretung der Deutschen Bundespost wurde eine Postagentur im Elektrogeschäft Klapper eingerichtet. Dort befand sich die Postagentur bis zur Schließung am 29.12.2000. Bis zur Wiedereröffnung der Postagentur am 22.07.2002 im Geschäft von Telekommunikation Wohlmannstetter, war Unterdietfurt ohne eigene Postanstalt.
ehemaliges Postgebäude,
erbaut von Frau Bichler (Foto 2002)
ehemalige Unterkunft der Post ehemalige Unterkunft der Post
bei Erich Pable bei Weiß-Tischler
Nach der Einführung der vierstelligen Postleitzahl am 23. März 1962 hatte Unterdietfurt die Postleitzahl 8331. In den 60er Jahren wurde die Post von Ost nach West innerhalb Deutschland durch ein X vor die Postleitzahl gekennzeichnet und in umgekehrter Richtung durch ein O. In den 70. Jahren wich diese Kennzeichnung den Autokennzeichen D und DDR vor der Postleitzahl. Nach der Vereinigung wurde den Postleitzahlen von West nach Ost ein O vorangestellt und von Ost nach West ein W. Als Folge der Wiedervereinigung wurde am 01. Juli 1993 die fünfstellige Postleitzahl eingeführt. Unterdietfurt erhielt im Zuge dieser Umstellung die Postleitzahl 84339.